Mit der steigenden Anzahl der Elektroautos steigt auch die Nachfrage nach spezialisierten Servicewerkstätten. Aber wohin geht die Reise eigentlich wenn das Fahrzeug doch mal zickt?
Die Reparatur und Wartung von Elektroautos ist grundlegend einfacher als bei Autos mit Verbrennungsmotor. Der Grund dafür ist, dass E-Autos weder über Zündkerzen, noch einen Auspuff oder ein Getriebe verfügen. Elektrofahrzeuge sind in der Regel wartungsarm, daher ist das Verhältnis von Werkstätten zu diesen Vehikeln unter Umständen angespannt. Immerhin reduzieren die neuen Fahrzeuge die Auftragslage von Werkstätten. Anpassung über geschulte Mitarbeiter kann aber auch eine Chance für die Werkstätten darstellen. Auch freie Werkstätten dürften von dem E-Auto-Boom profitieren, wenn sie früh genug mit der Einarbeitung beginnen.

Warum ist die Abdeckung an E-Werkstätten gering?
Ausbildung und Qualifikation sind auch beim Reparieren und Warten von E-Autos das A und O. Offiziell dürfen Mechaniker ohne ausreichende und geprüfte Kenntnisse bei einem Elektrofahrzeug nicht einmal die Reifen wechseln, geschweige denn Hand an den Antrieb legen. Fahrzeuge mit Hochvolt-Technik dürfen von Fachpersonal nur dann berührt werden, wenn sie zumindest die erste von drei Fortbildungsstufen absolviert haben. Ab Stufe zwei können Mechaniker bereits umfassendere Arbeiten am Fahrzeug ausführen. Ab Fortbildungsstufe drei dürfen Tätigkeiten am Hoch-Volt-System direkt vorgenommen werden. Bis dorthin müssen Mechaniker mehr als 100 Unterrichtseinheiten absolvieren. Diese Seminare bieten unter anderem der TÜV, die Dekra oder auch Autohersteller an.
Der finanzielle und zeitliche Aufwand, gepaart mit der noch geringen Verbreitung von E-Autos, macht es vor allem freien Werkstätten schwer und budgetär oftmals sinnlos, sich auch auf die Wartung und die Reparatur von E-Autos zu verlegen. Noch sind Vertragswerkstätten ein sicherer, aber eben auch ein teurer Anlaufpunkt.

Große Werkstattketten gehen den ersten Schritt
Wo kleine Werkstätten oftmals noch hinterherhinken, rüsten aktuell Werkstattketten auf. Ohne eine spezielle zu nennen, ist es bei Ketten mittlerweile üblich, pro Standort mindestens einen Mitarbeiter der Fortbildungsstufe 1 und in der Regel (aber nicht immer) einen der Stufe 2 zu beschäftigen. Zwar dürfen diese Mitarbeiter nicht direkt am Hochspannungssystem arbeiten, aber Wartungen, Reparaturen und Inspektionen sind erlaubt.
Warum müssen E-Autos in die Werkstatt – die Gründe
Ein weiterer Grund, warum sich nur Vertragswerkstätten und Werkstattketten den Luxus, eigene Mechaniker für Elektroautos zu leisten, ist, dass diese Fahrzeuge tatsächlich wartungsärmer sind als Verbrenner. Das Fehlen von Komponenten wie Öl-, Luft- oder Kraftstofffilter, einer Motorkühlung, Zündkerzen und anderen Verschleißteilen (Kupplung, Auspuff) machen aus einem E-Auto ein Vehikel, das man selten warten muss. Auch die Drehstromsynchronmotoren in den Elektroautos laufen praktisch wartungsfrei, da in ihnen keine Schleifkontakte Abnutzung hervorrufen.

Was aber auch bei Elektroautos definitiv regelmäßig gewartet werden muss, ist die Bremsanlage. Diese muss im Vergleich zu Verbrennern allerdings weniger häufig eine Werkstatt besuchen. Der Grund ist das Energierückgewinnungssystem (Rekuperation). Dabei wird die Bremsenergie in elektrische Energie umgewandelt. Da so auch die Motorbremswirkung gestärkt wird, werden die Bremsen beim E-Auto weniger stark belastet.
Andere Komponenten wie die Klimaanlage, die Lenkung sowie die Reifen und Räder müssen auch bei einem E-Auto ebenso regelmäßig überprüft werden wie bei einem Verbrenner. Teile, die speziell bei E-Autos gewartet werden müssen, gibt es übrigens auch. Einer allgemeinen Sichtprüfung wird dabei der Akku unterworfen. Hinzu kommen die Kabelverbindungen sowie die Anschlüsse. Der innere Zustand des Akkus kann ebenso untersucht werden.